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08.05.2025

Züchtung einer Tausendgüldenkraut-Sorte

Text von Nicole Söll und Nora Hils

Im Frühjahr 2023 haben wir auf dem Froloo bei Basel ein mehrjähriges Züchtungsprojekt mit dem echten Tausendgüldenkraut, Centaurium erythraea, begonnen. Das echte Tausendgüldenkraut ist eine bittere Heilpflanze aus der Familie der Enziangewächse. Sie wird v.a. bei Appetitlosigkeit und bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Ein Anbau unter ökologischen und biologisch-dynamischen Bedingungen ist erfahrungsgemäss anspruchsvoll. Langsames Jugendwachstum, häufige Auswinterungsschäden, sowie hohe Ausfälle durch Pilzerkrankungen und inhomogene Kulturen mit einem geringen Ernteertrag machen den Anbau unattraktiv.

Gleichzeitig wächst die Nachfrage kontinuierlich, insbesondere weil ein beträchtlicher Anteil aus Wildsammlungen stammt, die teilweise auch in Krisengebieten beheimatet sind. Es ist daher von grosser Dringlichkeit, Massnahmen zur Erhaltung einer zunehmend seltenen Spezies zu ergreifen, um sowohl ihr Überleben am Wildstandort zu sichern als auch Lieferengpässen vorzubeugen. Durch unsere Züchtungsarbeit soll das Saatgut verbessert werden und dadurch im ökologischen und biologisch-dynamischen Anbau vermehrt zum Einsatz kommen. 

Als Vorbereitung für unser Projekt haben wir in den Vorjahren 6 verschiedene Tausendgüldenkraut-Herkünfte gesichtet. Es zeigten sich deutliche Unterschiede, vor allem in der Gesundheit und Einheitlichkeit. 2023 haben wir die gesündesten und schönsten Pflanzen einzeln unter einem Netz isoliert, um so Elitesaatgut zu gewinnen. Für die Weiterführung des Projektes haben wir zwei unterschiedliche Typen ausgewählt in den Wuchshöhen niedrig und hoch. Im Anbau sollte geprüft werden, ob durch unsere Selektion bereits eine Verbesserung der Gesundheit, wie auch in der Homogenität des Bestandes, erreicht werden konnte. Um das bewerten zu können, wurde auch eine besonders anfällige Herkunft (Kontrolle) daneben wieder angebaut. Im ersten Anbaujahr 2023 lagen die krankheitsbedingten Ausfälle bei beiden Typen, wie auch bei der Kontrolle bei rund 25%. Im zweiten Anbaujahr 2024 war der Infektionsdruck durch Rhizoctonia und weitere Pilzarten aufgrund des feuchten und warmen Wetters im Frühjahr sehr hoch und führte zu starken Ausfällen. Dies ist allerdings nicht negativ zu bewerten, da sich hieraus tolerante Individuen ergeben könnten, die gut für die weitere Züchtung selektiert werden können. Für die Weiterführung unseres Projektes haben wir Saatgut von insgesamt 3 einzelnen Pflanzen des niedrig wachsenden Typs geerntet, welche dem starken Pilzdruck standgehalten haben.

Für den diesjährigen Anbau stehen diese Linien sowie die Populationen aus den letzten Jahren und einer neuen Herkunft bereits als Jungpflanzen in der Anzucht. Des Weiteren erfolgt ein Vergleich unter Einbeziehung von dampfbehandeltem Saatgut. Durch die Dampfbehandlung sollen mögliche Pilzsporen auf dem Saatgut abgetötet werden.

Einen ausführlichen Zwischenbericht können sie hier nachlesen. 

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